Poesie

 

 

Gott gebe uns die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die wir nicht ändern können,
den Mut, Dinge zu ändern, die wir ändern können,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


Ich liebe das Septembergelb,
den Morgentau auf Spinnenfäden,
das Blatt, das nichts am Baum mehr hält,
der kurze Tage stummes Reden.
Der Krähe Ruf, das Stoppelfeld –
mehr, als des Frühlings Drang und Hast,
ist es der Herbst, der zu mir passt.

A. Smith

 


 

Hund und Katze

Miezel, eine schlaue Katze,
Molly, ein begabter Hund,
Wohnhaft an demselben Platze,
Haßten sich aus Herzensgrund.

Schon der Ausdruck ihrer Mienen,
Bei gesträubter Haarfrisur,
Zeigt es deutlich: Zwischen ihnen
Ist von Liebe keine Spur.

Doch wenn Miezel in dem Baume,
Wo sie meistens hin entwich,
Friedlich dasitzt wie im Traume,
Dann ist Molly außer sich.

Beide lebten in der Scheune,
Die gefüllt mit frischem Heu.
Alle beide hatten Kleine,
Molly zwei und Miezel drei.

Einst zur Jagd ging Miezel wieder
Auf das Feld. Da geht es bumm!
Der Herr Förster schoß sie nieder.
Ihre Lebenszeit ist um.

O, wie jämmerlich miauen
Die drei Kinderchen daheim.
Molly eilt, sie zu beschauen,
Und ihr Herz geht aus dem Leim.

Und sie trägt sie kurz entschlossen
Zu der eignen Lagerstatt,
Wo sie nunmehr fünf Genossen
An der Brust zu Gaste hat.

Mensch mit traurigem Gesichte,
Sprich nicht nur von Leid und Streit,
Selbst in Brehms Naturgeschichte
Findet sich Barmherzigkeit.

(Wilhelm Busch, 1832 -1908, deutscher Dichter, Zeichner)

Aus: Gedichte, zu guter Letzt.


 

Ein neues Jahr

Ein Jahr, das neu begonnen hat,
ist wie ein unbeschriebenes Blatt.
Du weißt nicht: Was wird es Dir bringen?
Du hoffst halt, dass wird gelingen.
Nur Hoffen schafft es nicht allein,
Du selber musst mit der Schreiber sein.

Ein jeder nach Gesundheit strebt,
doch klappt es nicht, wenn man falsch lebt.-
Du wünscht Dir Liebe für Dein Leben,
doch dann musst Du auch Liebe geben.-
Und so ist es in vielen Sachen,
Du selbst kannst vieles daran machen.

So schreibst Du mit, und das ist klar,
Dein Blatt für jedes neue Jahr.
Ein Garten nie voll Blumen steht,
wenn du sie vorher nicht gesät
                                                                Erdmute Hopp


Lob dem Apfel

Eines musst du dir gut merken,
wenn du schwach bist: Äpfel stärken.

Äpfel sind die beste Speise
für zu Hause, für die Reise,
für die Alten, für die Kinder,
für den Sommer, für den Winter,
für den Morgen, für den Abend,
Äpfel essen ist stets labend.

Äpfel glätten deine Stirn,
bringen Phosphor ins Gehirn.
Äpfel geben Kraft und Mut
und erneuern dir dein Blut.
Auch vom Most, sofern dich durstet,
wirst du fröhlich, wirst du lustig.

Darum Freund, so lass dir raten:
Esse frisch, gekocht, gebraten
täglich ihrer fünf bis zehn.
Wirst nicht dick, doch jung und schön
und kriegst Nerven wie ein Strick.
Mensch im Apfel liegt dein Glück.

            Georg Wilhelm Otto von Ries 1763 - 1846


Morgenwanderung

Fröhlich schreiten wir dem Tag entgegen,
tief berührt von Gottes Segen
durch den Wald und durch die Flur.
Tief beseelt im Einklang mit Natur.
Hinterm Hang, dort bei den Rehen,
ist der Sonne frisches Rot zu sehen.

Abseits von Unrast und Gelärme
eifriger Touristenschwärme,
fern von Qualm und Rauch,
Sich des Menschen Herz erfreue,
über alles Frische, Neue
über Blüte, Baum und Strauch.

Unverkennbar sind die Zeichen
Unter grünen Buchen oder Eichen,
lebt verträumte Stille
üppig schön in ihrer ganzen Fülle
hier wirkt Gottes Wille
in den grünen Waldbereichen.

Erste wohl vertraute Klänge,
sind der Amsel Frühgesänge.
Des Frühlings frische Lüfte,
schicken uns die milden Düfte,
Klare Wasser, reine Quellen.
Mai zeigt seine schönsten Stellen

                                                                                                veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors Heinrich Greve



F
asten

Wer Sorgen hat mit dem Gewicht
der sollte öfter fasten,
um seinen Korpus durch Verzicht
mal sinnvoll zu entlasten.
Erfolg wird hierbei nur erreicht
durch den Entzug von Nahrung.
Die Prozedur ist denkbar leicht,
das weiß ich aus Erfahrung.
Bei Fastenkuren darf man nie
das Wichtigste vergessen:
Zum Hungern braucht man Energie.
Und diese kommt – vom Essen!



                               
Hanns vom Rhein



 


Der Langsamste, der sein Ziel 
nicht aus den Augen verliert, 
geht noch immer geschwinder als jener,
der ohne Ziel umherirrt.


                        Gotthold Ephraim Lessing